Manchesters Scheisswetter-Garantie. |
Vor einem netten Kaffee übte sich eine verstorbene Taube im Verrotten. Die Trauergemeinde war offenbar noch nicht da. Wir grüssten verlegen und verschwanden in einem mehrstöckigen Gebäudekomplex voller kleiner freaky Shops. Derboni wollte sich unbedingt mit Souvenir-Textilien eindecken. Nach gefühlten 60 Läden hatte er seine zwei T-Shirts beisammen, von denen er das eine – mit Bären drauf, die Rotkäppchen abfüllen – keine 15 Minuten später in der S-Bahn liegen liess. Wegwerfmentalität total. Die Bahn fuhr uns übrigens Richtung Imperial War Museum, weil wir uns in Sachen kriegstreiberische Geschichte des British Empire noch nicht aufdatiert fühlten.
Wir schreiben hier absichtlich "Richtung Museum" und nicht "zum Museum". Denn die angeblich nahe Haltestelle, die uns der "The Game"-Döskopp aus der Jugendherberge genannt hatte, war doch nicht so nah. So konnten wir immerhin schlendernd das Fussballstadion passieren. Die edle Zunft der Budenfrass-Besitzer bereitete sich gerade auf einen Ansturm zahnloser Hooligans vor. Uns schauderte ob so viel brutzelndem letztklassigem Fleischpamps, da kam gerade Frau Stroch mit einem fahrbaren Untersatz um die Ecke gesaust. Sie karrte uns zum Museum und verabschiedete sich sogleich, da es für sie back home ging. Nicht ohne vorher noch höhnisch anzumerken, dass wir ja noch ganze 60 Minuten hätten, ehe das Museum schliesst. Na das wollen wir doch mal sehen. 61 Minuten später waren wir wieder draussen und hatten so gut wie nix über die Kunst des Kriegführens gelernt. Meh, whatever.
Enter Chinatown |
Zusammen mit Christian, den wir nächtens mittels Vitamin THC kennengelernt und nun an der S-Bahn-Haltestelle wieder getroffen hatten, hauten wir uns in China Town den Bauch voll mit Leckereien aus Fernost. Abends gingen wir in ein, wie neutrale Beobachter meinten, reichlich schnarchnasiges Konzert irgendeiner mutmasslich hippen Alternative-Band. "Schon verdammt lahmarschig", kritzelte eine, welch Zufall, aus Graubünden entsandte Delegation der internationalen Konzert-Beaufsichtigungsbehörde in ihren Notizblock, wie Bill erspähen konnte. Irgendwann war das sogenannte Konzert überstanden und auf der Bühne auch das letzte Hauchen ausgehaucht. Bill fühlte sich schon wieder ziemlich tschüss, der Gin Tonic haute rein, und Derboni verfasste im Geiste eine SMS an das Küken Anita. Dem Papst würde er morgen auch schreiben. Mal fragen, wie er es mit der Religion so hält.
Das hatte schon alles seinen Grund. Also das mit Anita. Denn wir trafen das Küken nächstentags wieder in London, wo wir uns in einer Jugendherberge im kultigen Stadtteil Camden verabredet hatten, die nach Plänen eines U-Boots aus den Zwischenkriegsjahren gebaut war. Das Küken hatte sogar Küken-mässige Verstärkung aufgefahren: Fabienne, die auch ein prima Kamel abgeben würde. Doch alles der Reihe nach ...